
Redaktion Berlin: Wir sind heute in Moabit in der Wilhelmshavener Straße. Wer bist Du? Und woher kommst Du?
Janet: Ich bin Janet ich bin geboren in Wedding und lebe seit 92 in Tiergarten, in Moabit.
Ok, was würdest Du denn gerne auf der Welt oder in Berlin ändern? Wir hatten ja jetzt gerade die Wahlen und es wird ja wohl eine große Veränderung kommen. Kannst Du das irgendwie beschreiben?
Was ich mir wünsche, das hört sich jetzt kitschig an, aber ich wünsche mir einfach Frieden. Dass eine Regierung kommt, die den Leuten die Ängste nehmen kann. Dass mehr Solidarität und mehr Verständnis für soziale Gerechtigkeit vorhanden ist und dass es halt keine Ängste geben muss. Weil mehr geflüchtete Menschen herkommen, dass die Leute denken, die nehmen uns jetzt noch mehr weg, dass der Hass geschürt wird und so weiter. Und das Unverständnis, sodass sich eine Blockade und immer mehr Ängste aufbauen. Deswegen wünsche ich mir eine soziale Politik. Ich bin ja Jahrgang 67 und ich wünsche mir, dass es wieder so wird wie in den 80ern oder 90ern, das war ein total soziales Leben in Berlin.
Ja gut da werden aber vielleicht nicht mehr hinkommen.
Nee, aber so in diese Richtung, dass die Sozialdemokratie wieder das ist, was sie auch eigentlich bedeutet und nicht ihre Werte verrät und sich verkauft.
Hast Du auch Bedenken, dass wir in die Richtung kommen, dass es vielleicht noch schlimmer werden könnte, der dritte Weltkrieg?
Das sind natürlich immer Ängste und Ängste kann man immer füttern und schüren, ist ganz klar und davon leben ja auch viele, die es halt nicht so gut mit den Menschen meinen. Ich plädiere dafür, das macht das Leben auch lebenswert, hoffnungsvoll zu sein und sich dafür einzusetzen, weil natürlich kann man immer den Teufel an die Wand malen. Dass man diese Werte auch weiter gibt und schützt und nicht nach dem Motto „jetzt geht alles den Bach runter, jetzt wählen wir mal die Rechten, weil die machen alles besser“. Das hatten wir früher schon und definitiv machen die es nicht besser. Ich finde, oft ist es auch so, dass Aufklärung fehlt bei vielen, die so kurz und ängstlich denken. Die sagen, oh die nehmen uns jetzt die Arbeitsplätze weg oder was auch immer. Das ist meine Meinung kurz und primitiv gedacht.
Das heißt, wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, du denkst ganz normal nach vorne und dass es vielleicht wieder besser werden könnte.
Ich habe die Hoffnung, natürlich ich bin Christin ist jetzt keine Moralpredigerin. Aber letztendlich sind die Werte wie Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Güte, dass man sich nicht verrät und verkauft aus Angst heraus, meinetwegen seinen Arbeitsplatz zu verlieren, weil man Angst hat, zu kurz zu kommen und das sind Werte, die sind lebenswichtig. So ist es schon seit Anbeginn der Menschheit und die Welt so besser macht als schlechter und es gibt viele gute und positive Nachrichten auf der Welt. Die aber in der normalen Presse nicht veröffentlicht werden, ist ja nicht so spannend. Aber man darf nicht vergessen, es gibt so viele Menschen, die sich einsetzen und da ist auch schon so viel Gutes passiert. Wir in Deutschland leben in einer Zeit, die noch nie so gut war. Frauen haben alle Rechte, hört sich jetzt lächerlich an für uns, aber es gibt Länder da haben Frauen immer noch keine Rechte. Wir können unsere freie Meinung bilden und äußern, demonstrieren, wir haben Arbeitsrecht, Wohnrecht. Wir haben so viele Rechte, die so wertvoll sind, die wir verteidigen müssen mit allem, was uns ist und nicht immer nur meckern. Es gibt ja dieses berühmte Worte „German Angst“, die Deutschen sind immer am meckern und sind alle so destruktiv. Lieber auch mal überlegen, was ist denn alles gut in meinen Leben, da kann ich dann auch mal dankbar sein. Zumindest haben wir ein Dach über‘m Kopf und kein Mensch muss hier hungern, das ist doch etwas, das viele Menschen in der Welt nicht haben, da kann man das beste draus machen. Das Wesentliche kommt aus seiner Einstellung und aus dem Herzen, da kann man sich das Leben schön machen, die Hoffnung weiter geben auch an seine Nächsten, auch wenn es nicht immer einfach ist. Das ist auch ein Grund, warum ich die ganzen Nachrichten nicht mehr höre. Ich bekomme genug mit, weil das so beängstigend ist und so erschreckend, dass Du denkst, oh Gott, also ohne Gott, ohne meinen Glauben. Es gibt ja nicht wenige, die sich das Leben nehmen, weil die sagen, das ist ja nicht mehr zu ertragen und wo soll das alles hinführen.