Hallo,
im Leben macht man viele Fehler und manchmal holen sie einen lange danach wieder ein, auch wenn man sie längst verdrängt hat. So ist es nun auch bei mir.
Ich hatte um 1990 mehrmals Beziehungen zu Jungs, die so zwischen 14 und 16 Jahre alt waren. Darunter waren auch sexuelle Freundschaften. Irgendwann – aufgrund von Druck von außen – habe ich begriffen, dass das nicht richtig ist, dass ich das beenden und mich damit auseinandersetzen muss. So ist es auch gekommen. Mit Hilfe eines Psychologen habe ich gelernt, mich in die Position des anderen reinzuversetzen und das Ungleichgewicht zwischen uns zu akzeptieren.
Es ist nicht so, dass ich pädophil veranlagt bin. Ich hatte vorher und auch seitdem wieder nur Beziehungen und Sex mit jungen Männern, die volljährig waren. Warum es damals während der Zeit meiner Depressionen anders war, kann ich nicht genau sagen. Da ich selber „frühreif“ war, bin ich damals davon ausgegangen, dass auch Jugendliche bereits über soviel Selbstbewusstsein verfügen, solche Beziehungen bewusst einzugehen oder abzulehnen. Ich hatte auch in diesem Alter meine ersten sexuellen Erfahrungen mit Erwachsenen und deshalb war das für mich damals kein Thema.
Natürlich war das falsch und ich habe faktisch Abhängigkeiten ausgenutzt. 1996 wurde ich deshalb aus der Autonomen Antifa ausgeschlossen, es folgten noch Anschuldigungen wie Spitzel der Nazis oder des Verfassungsschutzes, was aber Blödsinn war. Für mich waren diese Jahre Anfang der 90er irgendwann die dunkle Seite meines Lebens. Letztendlich habe ich daraus gelernt und entsprechende Konsequenzen gezogen.
Leider ist es damit nicht getan. In der Taz ist im Dezember ein Artikel mit Anschuldigungen gegen mich erschienen. Ich habe dazu eine Stellungnahme geschrieben, ohne Rechtfertigung oder Relativierung. Dies wurde im Text aber nicht berücksichtigt. Auch eine Website gegen mich wurde ins Netz gestellt, in der – wie auch in der Zeitung – falsche Anschuldigungen und Übertreibungen stehen. Ich kann mich dagegen nicht wehren. Aber ich stehe zu dem, was ich damals getan habe. Dazu gehören aber ausdrücklich nicht die Vorwürfe wie Vergewaltigung oder Sex mit Kindern, das gab es nicht.
Es ging auch nicht um 30 Menschen, sondern etwa sieben oder acht in den Jahren. Und es war auch immer freiwillig, ohne Druck oder gar Gewalt. Das macht es nicht besser, das weiß ich.
Die Vorwürfe jetzt gehen auch in die Richtung, dass das alles gar nicht vorbei wäre. Aber ich habe seit damals keine Beziehungen oder sexuellen Beziehungen mit Jugendlichen mehr. Ein als „Beweis“ veröffentlichter Aufkleber ist nicht für mich gemacht worden, auch wenn eine Mailadresse von meinem Server als Kontakt darauf steht und er in meinem alten „Stil“ ist.
Was ich damals getan habe, ist Vergangenheit, die ich nicht verteidigen will. Wenn deshalb jemand nicht mehr mit mir zu tun haben will, kann ich das verstehen und akzeptiere das. Trotzdem bitte ich darum, mich nicht nur danach zu beurteilen. Manche Fehler lassen sich leider nicht mehr rückgängig machen, aber ich habe daraus gelernt. Auch wenn manche etwas anderes behaupten.
Aro Kuhrt
21. Januar 2025